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Lokalmatador Kai Kazmirek belegte den vierten Platz.


Überraschungen und nicht erwartete Ergebnisse machen den Sport so besonders. Beim „Lotto Deichmeeting präsentiert von Rhodius Mineralquelle“ gab es im Neuwieder Rhein-Wied-Stadion gleich zwei davon. Mit dem Niederländer Sven Roosen und der 20-jährigen Sandrina Sprengel sahen die Vierkämpfe zwei eher unerwartete Sieger. „Ich bin schon etwas überrascht, dass ich hier gewonnen habe. Die Unterstützung des Publikums hat dazu beigetragen. Ich komme nächstes Jahr gerne wieder“, sagte die U20-Siebenkampf-Europameisterin bei der Siegerehrung.
Die Baden-Württembergerin war zum ersten Mal nach Neuwied gekommen und hatte im Kopf-an-Kopf-Rennen mit der WM-Siebten des vergangenen Jahres Sophie Weißenberg vor allem dank ihres starken Hochsprungs die Nase vorn. Sprengels Ergebnis von 1,82 Meter zählte zu den Höhepunkten des Nachmittags. Zuvor hatte sie mit 13,66 Sekunden eine persönliche Bestleistung über 100 Meter Hürden aufgestellt. Das war schnell, aber nicht so schnell wie Weißenberg, die mit 13,60 Sekunden so flott in eine Saison startete wie noch nie zuvor. In der zweiten technischen Disziplin, dem Speerwurf, baute Sprengel ihren Vorsprung etwas aus und zehrte davon auf der abschließenden 150-Meter-Strecke. Weißenberg holte auf, hatte in der Addition aber 36 Zähler Rückstand auf Sprengel (3767 Punkte). „Ich hätte natürlich gerne hier gewonnen, aber weil Sandrina es war, die Platz eins belegte, kann ich damit leben“, sagte Weißenberg.
Siebenkampf-Bundestrainer Jörg Roos zeigte sich zufrieden mit seinen Schützlingen: „Die junge Garde mit Marie Dehning, Pia Meßing und Sandrina Sprengel hat tolle Leistungen gezeigt. Bei Sophie Weißenberg und Vanessa Grimm bin ich mir sicher, dass sie zu den Olympischen Spielen bereit sein werden.“ Roos spürte, dass die Athleten mit einer Portion Nervosität im Gepäck nach Neuwied reisten. Kein Wunder, schließlich ist es der erste Meilenstein in einer Saison mit Europameisterschaft und Olympischen Spielen. „In einem Jahr mit diesen Höhepunkten gestalten wir den Formaufbau so, dass die Athletinnen im Sommer da stehen, wo sie hinwollen“, erklärte Roos. Zu diesem frühen Zeitpunkt des Leichtathletik-Jahres kamen sie nicht mit dem letzten Quäntchen Spritzigkeit ins Rhein-Wied-Stadion.
Das spürte auch Welt- und Europameister Niklas Kaul.  „Es ist noch nicht richtig zusammengelaufen. Alles fühlte sich schwerfällig und nicht frei an“, sagte der Mainzer, der mit 3255 Punkten Platz zwei hinter dem Niederländer Sven Roosen belegte (3418 Punkte). Er verbesserte seinen Hausrekord im Speerwurf auf 45,78 Meter und blieb über 200 Meter nur eine Hundertstelsekunde über seiner persönlichen Bestleistung. Dem gut gelaunten Eindhovener hätte Felix Wolter gefährlich werden können. Aussichtsreich im Rennen liegend, gelang dem Bayer kein gültiger Versucher im Stabhochsprung, was ihm eine Top-Platzierung kostete.
Lokalmatador Kai Kazmirek erreichte mit 14,78 Sekunden über die Hürden, 43,44 Metern mit dem Diskus, 4,70 Metern im Stabhochsprung und 22,93 Sekunden über 200 Meter insgesamt 3222 Zähler. „Das Deichmeeting ist jedes Jahr ein Highlight für mich, in meinem Wohnzimmer, wo ich trainiere, und viele Freunde und Bekannte treffe“, betonte der 31-Jährige, der seine erfolgreiche Laufbahn möglicherweise nach dieser Saison beenden wird. Davor will er sich gerne noch für die Europameisterschaft in Rom qualifizieren – und wenn es mit Olympia klappen würde, hätte Kazimirek natürlich auch nichts dagegen. Jörg Roos bestätigte, dass der Vierkampf in der Deichstadt ein hohes Standing bei den besten deutschen Mehrkämpfern genießt: „Die Veranstaltung ist toll und bereitet allen großen Spaß. Die Athleten sind hochzufrieden und schätzen den großen Einsatz aller Organisatoren und Helfer.“
Im Rahmenprogramm sahen die Zuschauer schnelle Einlageläufe über die Sprint-  und Hürdenstrecken sowie in den Staffeln, bei denen die Quartetts der LG Rhein-Wied die eine oder andere Normerfüllung für die deutschen Meisterschaften angreifen wollten. Der Männer-Staffel mit Lennert Kolberg, Reiko van Wees, Pascal Kirstges und Florian Raadts (41,53 Sekunden) fehlten drei Hundertstelsekunden zur A-Norm und damit zur sicheren Qualifikation für die DM in Braunschweig. Die weibliche U18 in der Besetzung Lena Eichhorn, Lotta Götz, Celina Medinger, Johanna Karst (49,04 Sekunden) unterbot sogar die Norm für die U20 und die U16, für die Lina Schmidt, Svea Weber, Lotta Meuter sowie Mira Franz auf die Bahn gingen (50,54), blieb deutlich unter der Mindestzeit.

Männer, Vierkampf: 1. Sven Roosen 3418 Punkte (110 Meter Hürden: 14,21 Sekunden; Diskuswurf: 45,78 Meter; Stabhochsprung: 4,50; 200 Meter: 21,56 Sekunden), 2. Niklas Kaul 3255 (14,59; 43,52; 4,60; 22,55); 3. Tim Nowak 3238 (14,31; 40,23; 4,80; 23,00), 4. Kai Kazmirek 3222 (14,78; 43,44; 4,70; 22,93.
Männliche U20, Vierkampf: 1. Alvar Adler 2972 Punkte (15,16; 38,81; 4,20; 22,55), 2. Philip Steinmann 2819 (14,93; 33,33; 3,90; 22,42), 3. Bastian Piwonski 2705 (15,34; 35,53; 3,50; 22,43).
Frauen, Vierkampf: 1. Sandrina Sprengel 3767 Punkte (100 Meter Hürden: 13,66 Sekunden; Hochsprung: 1,82 Meter; Speerwurf: 43,88 Meter; 150 Meter: 18,24 Sekunden), 2. Sophie Weißenberg 3731 (13,60; 1,76; 42,38; 17,79); 3. Pia Meßing 3602 (13,92; 1,64; 50,54; 18,62).